Personalmarketing mit Herz und Köpfchen - Im Gespräch mit Madeleine Kern

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Personalmarketing mit mehr Herz und Köpfchen, das ist die Vision von Madeleine Kern. Zusammen mit ihr haben wir im Rahmen des #hrtalks über die großen Probleme bei Stellenanzeigen und der Personalgewinnung gesprochen. Sie ist Expertin für Personalmarketing, Recruiting und Employer Branding und hat praktische Tipps parat, wie man das Personalmarketing im Unternehmen am besten angehen kann.

Die Wichtigkeit der Stellenanzeige

Personalmarketing bedeutet nicht nur die finale Stellenanzeige, diese ist zwar nicht alles, aber irgendwo auch doch. Im Grunde ist Personalmarketing alles, was von einem Unternehmen nach außen geht. Dazu gehören auch die Infos, die Mitarbeitende im Gespräch mit Freunden und Bekannten nach außen tragen. Die Stellenanzeige bekommt aber durch den nun verstärkt digitalen Weg eine neue Bedeutung. Einige möchten diese zwar totsagen und möchten ihre Kandidaten direkt über Social Media ansprechen, dennoch kommen immer Rückfragen zum Job. Man muss erklären und sagen, worum es sich dabei handelt und dafür muss die Basis gemacht werden: eine Stellenausschreibung. Dort werden auch die Anforderungen dargestellt, mit denen man sich im Voraus sowieso beschäftigen sollte.

Tipps für gelungene Stellenanzeigen

Bild & Logo: Man sollte keine Stockfotos nutzen, dadurch macht man sich eher unglaubwürdig. Mit eigenen Bildern des Unternehmens, der Mitarbeitenden und der Produkte wirkt die Anzeige besser.

Titel: Der Titel ist wichtig für die Auffindbarkeit, denn ohne Google läuft es nicht. Hier sollte man auf Formulierungen wie Sachbearbeiter/in, Referent/in, etc. eher verzichten, denn niemand sucht aktiv danach. Auch kreative Ansätze wie z.B. "Ninja Softwareentwickler/in" sind im digitalen Umfeld eher schwierig, man sollte sich immer Fragen wonach die Bewerber suchen würden. Google Trends bietet hier auch einen guten Einblick, z.B. zeigt sich dadurch, dass in Deutschland eher nach "Berater/in" als "Consultant" gesucht wird, daher empfiehlt es sich hier den Titel auf Deutsch zu formulieren.

Unternehmensprofil: Hier sollte man darlegen wer man ist, was man macht und wieso man dies macht. Große, bekannte Firmen können dies schon mal weglassen, übertreiben mit einer halben Seite sollte man auch nicht.

Stellenbeschreibung: Die Stellenbeschreibung ist das Herzstück jeder Anzeige. Hier möchten die Bewerbenden mehr über den Job wissen und auch hier kann man schon einige Punkte hineinpacken, die unter die Anforderungen fallen würden wie selbstständiges Arbeiten zum Beispiel. So betreibt man auch in der Anzeige weiteres Personalmarketing und sollte dabei so konkret wie möglich werden, wobei 5-10 Punkte meist völlig ausreichen.

Anforderungen: Es ist richtig und wichtig diese zu haben, denn hiermit filtert man automatisch Bewerbende heraus, die nicht auf die Stelle passen. Man sollte auch klar die Muss- und die Kann-Anforderungen herausstellen. Wo werden Bewerbende evtl. noch gefördert, was ist aber eine notwendige Voraussetzung wie ein spezifisches Studium oder eine Ausbildung?

Kultur & Arbeitsweise: "So arbeiten wir". Das wird bisher eher selten genutzt, aber eignet sich gut für die Darstellung der internen Organisation, Ablauf während Corona, spezielle Feste, Ablauf im Normalfall, Afterwork-Events, etc.

Benefits: Hier gehören typische Punkte wie Urlaubstage, Arbeitszeit, Ausstattung hinein. Bekommt man einen Bildschirm für das Home-Office gestellt? Solche Fragen interessieren die meisten bereits vor der eigentlichen Bewerbung. Auch das Gehalt anzugeben ist hier möglich.

Kontakt: Eine Kontaktperson mit direkter Telefonnummer und E-Mail sollte angegeben sein.

Bewerbungsprozess: Hier reichen einige Stichpunkte zur Orientierung wann eine Antwort erwartet wird und wie der weitere Ablauf ausgestaltet ist.

Großer Knopf:Jetzt bewerben! Das hilft die Bewerbenden zum Klicken zu motivieren.

All diese Punkte sind nicht neu, aber es ist wichtig das Ganze authentisch, klar und gut darzustellen. In diesem Bereich zeigt sich auch, dass es eindeutige Unterschiede zwischen kleinen und großen Unternehmen gibt. Kleinen fällt es eher schwer sich zu positionieren und Marketing zu betreiben. Aber Madeleine Kern vertritt die Philosophie: Es gibt für jeden den richtigen Job und für jedes Unternehmen den richtigen Mitarbeitenden. Ihr Ziel ist es auch kleine Unternehmen überhaupt sichtbar zu machen, denn diese sind tolle Arbeitgeber und man kann dort vieles bewegen.

Mehr Liebe beim Personalmarketing

Stellenbörsen geben gewisse Richtlinien vor an denen sich die Stellenanzeige zwangsläufig orientieren muss. Auf einem eigenen Karriereportal hat man die Chance sich individueller darzustellen. Aber auch auf den bekannten Portalen hat man Platz für seinen Titel, ein Bild und sein Logo. Hier kann man aber vor allem mit Inhalten überzeugen. Es gibt auch keine optimale Lösung für die beste Journey zwischen Stellenbörse und Karriereportal. Entscheidend ist immer was für das Unternehmen am meisten Sinn macht, wieviel Budget zur Verfügung steht, wie viel Zeit investiert werden kann und welche Zielsetzung verfolgt wird. Auch wenn oft der Weg vorgegeben wird, dass alles auf die Karriereseite geleitet werden muss, macht dieser Ansatz wahrscheinlich eher für die großen Unternehmen Sinn.

Wie bekommt man jetzt aber mehr Herz & Köpfchen in die Systeme hinein? Hier ist es wichtig drauf zu achten, dass die Anzeige so gestaltet ist, dass das Gegenüber am anderen Bildschirm auch glücklich damit ist. Eine wichtige Überlegung ist auch das Duzen oder Siezen. Dabei spielt eine Rolle wie es aktuell im Unternehmen gehandhabt wird und wie das Bewerbungsgespräch ablaufen wird, hier sollte man sich durchgängig für eine Option entscheiden und diese authentisch vertreten. Häufig gibt es in großen Unternehmen auch Restriktionen von CI oder Marketing wie eine Anzeige gestaltet werden muss, hier gibt es in den kleineren Unternehmen viel mehr Freiheiten und Spielräume für spezielle Ansprachen und Aktionen.

Das langfristige Ziel von Madeleine Kern ist das Personalmarketing in Deutschland zu verbessern. Denn derzeit empfinden es viele Unternehmen als anstrengend und schwierig, dabei sollte es Spaß machen. So kann es auch für die Bewerbenden viel angenehmer gestaltet werden, denn mit mehr Herz funktioniert es am Ende für beide Seiten sehr viel besser.

Das gesamte Gespräch gibt es auch nochmals als Aufzeichnung zum Nachschauen:

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Bildnachweis: Shari Jo von Pixabay

  •  Haas

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